Das Imagon besteht aus einer verkitteten Doppellinse, die so berechnet wurde, dass alle Linsenfehler bis auf die sphärische Aberration hinreichend korrigiert sind. Die sphärische Aberration bewirkt, dass nur Lichtstrahlen, die parallel und nahe an der optischen Achse in das Objektiv einfallen, einen gemeinsamen Fokuspunkt haben. Alle Randstrahlen treffen sich vor oder hinter dem Fokuspunkt und erzeugen Unschärfe.
Der Anteil an Randstrahlen, die in die Linse gelangen, wird über Siebblenden gesteuert. Diese bestehen aus jeweils zwei übereinanderliegend angeordneten, verdrehbaren Metallscheiben mit einer zentralen Öffnung, die von 2 x 12 konzentrisch angeordneten Randlöchern umgeben ist. Die Siebblende kann stufenlos geschlossen werden. Bei ganz geschlossener Siebblende gelangt das Licht nur über die zentrale Öffnung nahe an der optischen Achse in das System, wodurch scharfe Abbildungen erzeugt werden. Mit zunehmender Öffnung der Siebe nimmt der Anteil der Randstrahlen zu und die Abbildung wird weicher und ausgeglichener.
Es gibt insgesamt drei Blenden mit unterschiedlichen „Helligkeitswerten“: die kleine Blende H=9.5/11.5 ist insbesondere für das Kleinbild geeignet, die mittlere und die große Siebblenden (H=7.7/9.5 und H=5.8/7.7) sind insbesondere für das Mittel- und das Großformat geeignet.
Imagone sind heute nur noch über den Gebrauchtmarkt erhältlich, wobei die angebotenen Brennweiten bei 200 mm, 250 mm und 300 mm liegen. Es gab auch kürzere Brennweiten, die aber kaum noch erhältlich sind. Imagone können heute an spiegellose Systemkameras adaptiert werden, wodurch sie Anschluss an ganz moderne Kamerasysteme erhalten.
Unten abgebildet ist eine Adaption für Sony E-Mount mit den drei dazugehörigen Siebblenden.
Mittlerweile bieten 3D-Drucker und Laser-Cutter umfangreiche Möglichkeiten, eigene Siebblenden herzustellen. Rechts ist ein Sieb zu sehen, das mit einem Lasercutter erzeugt wurde. Siebblenden mit 5 Reihen sind von Rodenstock niemals angeboten worden.
Rechts ist ein komplettes Sieb als 3D-Visualisierung zu sehen. Eine Alternative zur Herstellung kompletter Siebblenden ist die Herstellung eines Siebhalters über einen 3D-Drucker und die die Herstellung von passenden Einlegesieben über einen Lasercutter.